Australian Embassy
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Rede090510


Europatag, 9. Mai 2010 - Stuttgart
Konzert des Sydney Conservatorium of Music Orchestra

Grußwort von S.E. Botschafter Peter Tesch

Auch für mich als Botschafter Australiens ist es ein ganz besonderer Anlass, heute zum Europatag bei dieser Veranstaltung in Stuttgart mit dabei zu sein. Es freut mich sehr, dass mit dem Sydney Conservatorium of Music Orchestra mein Land, Australien, mit einem musikalischen Gruß hier vertreten ist.

Es ist sehr passend, dass die Beziehungen zwischen Europa und Australien, aber auch die Beziehungen zwischen Baden-Württemberg und Australien damit einmal mehr unterstrichen werden.

Australien haben die Europäer erst spät in ihrer eigenen Geschichte für sich entdeckt. Schon einige zehntausend Jahre lang hat sich auf unserem Kontinent eine komplexe Kultur entwickelt, die der Aborigines und Torres Strait Islanders. Sie gilt heute als die älteste dauerhaft bestehende Zivilisation überhaupt.

Die Europäer haben dort dann in den letzten beiden Jahrhunderten eine erfolgreiche Nation aufgebaut, in der Menschen aus der ganzen Welt eine Heimat gefunden haben. Europa hat sich damit sozusagen auf der anderen Seite des Globus mit seinen besten Gedanken – dem friedlichen, demokratischen Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft – neu verwirklicht.

Wir in Australien fühlen uns umgekehrt immer noch in besonderer Weise Europa verbunden. Wir verfolgen das Zusammenwachsen Europas mit großer Sympathie und arbeiten mit der Europäischen Union und auch mit den einzelnen Ländern Europas in vielen internationalen Foren zusammen.

Zusammengefasst ist Europa nach wie vor Australiens wichtigster Wirtschaftspartner. Dabei ist Australien für Europa auch in vielerlei Hinsicht interessant –
o als strategischer Partner in der dynamischen asiatisch-pazifischen Region,
o als einer der stabilen Finanzplätze der Welt,
o als eine wichtige Quelle nicht nur von Rohstoffen für den Weltmarkt, sondern auch für Innovation und Kreativität in Bereichen wie Informationstechnologie, Klimaforschung und der Entwicklung alternativer Energietechniken.
o aber auch in der Sicherheitspolitik.

Dazu kommt natürlich, dass Australien für viele Europäer eines der beliebtesten Fernreiseziele ist. Und ein Land, in dem immer mehr junge Menschen ihre ersten Erfahrungen im Leben nach der Schule und fern des Elternhauses machen. Seit Beginn der entsprechenden bilateralen Visavereinbarung vor zehn Jahren sind allein aus Deutschland weit über 100.000 junge Leute zu einem Working Holiday in Australien gewesen.

Australien hat auch viele enge Verbindungen zur Region Stuttgart und zu Baden-Württemberg. Unvergessen bleibt für uns die herzliche Aufnahme unserer Fußballmannschaft, der Socceroos, im Jahr 2006 hier im Land. In Öhringen war die Mannschaft bestens untergebracht, in Stuttgart hat sie eines ihrer erfolgreichen Spiele gehabt.

Gute Kontakte zwischen unseren Ländern gibt es in der Wirtschaft, aber auch im Bildungsbereich, und wir arbeiten zusammen mit der Landesregierung intensiv daran, die Kontakte zu fördern. Und australische Künstlern kommen immer wieder gern hierher, um bei Festivals mitzuwirken oder sich in Institutionen des Landes zu präsentieren. 

Eine besondere Tradition haben da die Festspiele in Ludwigsburg und das Theater in Heilbronn, wo führende australische Tanz-Compagnien auftraten.

Hier reiht sich wunderbar das heutige Konzert des Sydney Conservatorium of Music Orchestra ein – und es bleibt auch noch einige Tage in Baden-Württemberg, für eine Konzertreihe im Kloster Bronnbach an der Tauber.

Zum Schluss möchte ich noch an eine historische Verbindung erinnern, die in Australien durch einen Namen sehr präsent ist:

Die Frau von König Karl von Württemberg, Königin Olga [Tochter von Zar Nikolaus I.], wurde im 19. Jahrhundert von dem deutschen Naturforscher Ferdinand von Müller als Namensgeberin für eine Felsformation im Landesinneren Australiens vorgeschlagen, und als Mount Olga, oder auch die Olgas, wurden diese Felsen dann in Australien und schließlich in aller Welt bekannt. Heute werden die Felsen allerdings in einer Sprache der Aborigines meist wieder Katatjuta genannt.

Damit schließt sich der Bogen meiner Ausführungen – Australien ist ein altes Land, eine junge Nation, und Europa ist uns ein willkommener Partner in der Dynamik der heutigen Welt.